Die Rolle der katholischen Kirche beim Aufbau der kapverdischen Gesellschaft
- Religion
Im 15. Jahrhundert hatte die portugiesische Regierung neben ihren wirtschaftlichen und imperialistischen Interessen vor allem eine religiöse Mission, die ihr der Papst, der damals einen starken Einfluss auf die weltlichen Mächte und die christliche Welt ausübte, aufgetragen hatte. Nikolaus V. hatte 1455 und Calisto III. 1456 dem König D. Afonso V. von Portugal zugestanden, Besitz von den neu entdeckten Gebieten Afrikas zu ergreifen. Sie übertrugen den Portugiesen das regionale Handelsmonopol und trugen Infant D. Henrique, Großmeister des Christusordens, in einer Liste von Maßnahmen, bekannt als padroado régio português („Padroado der portugiesischen Herrschaft”), auf, den Gläubigen auf Schiff und Land beizustehen und bei der Bekehrung von Ungläubigen zu helfen, Klöster und andere Orte der Verehrung zu bauen, und den Vormarsch der Muslime in den Überseegebieten zu bremsen.
Die ist der Zusammenhang, in dem 1466 die zwei Kapuzinermönche Bruder Rogério und Bruder Jaime, nachdem sie in Ribeira Grande an Land gegangen waren, bereits eine errichtete Kirche vorfanden, was annehmen lässt, dass Kleriker des Christusordens schon mit der Gründung der Gemeinde Ribeira Grande 1462 angekommen waren. 1473 schickte dann der Vikar von Tomar den Dominikanerbruder Tomás zur Pfarrei von Alcatrazes.
In den folgenden 60 Jahren begleitete die Kirche die Niederlassung der Bevölkerung von Santiago und Fogo und baute Bettempel. 1514 wurde Kap Verde der Diözese von Funchal zugeteilt, als diese von D. Manuel I. geschaffen wurde. Im Jahre 1533 erlangt Ribeira Grande den Status einer Stadt, und eine eigene Diözese mit Namen Santiago wurde geschaffen, deren ersternannter Bischof D. Brás Neto wurde. Seine Gerichtsbarkeit umfasste auch die Bevölkerung von Guinea, und erstreckte sich vom Fluss Gambia bis zum Cabo das Palmas (an der heutigen Elfenbeinküste). Unter Francisco da Cruz (1551 bis 1574), des dritten Bischofs von Santiago, erlebte die Diözese ihren Höhepunkt an Vitalität. Diese Zeit war durch intensive religiöse Aktivitäten gekennzeichnet, von denen der Bau unendlich vieler, bereits erwähnter religiöser Stätten zeugte, unter denen besondere Erwähnung die Kathedrale (deren Fertigstellung leider über anderthalb Jahrhunderte dauerte), die Kirche und das Haus der Miserikordia, sowie der bischöfliche Palast verdienen. Ab 1570 wurde die Vergabe kirchlicher Ämter lokal und mittels Kandidatur durchgeführt, was zur progressiven Besetzung von Stellen durch den lokalen Klerus führte.
Ribeira Grande war nicht nur die Hauptkirchengemeinde von Kap Verde, sondern beherbergte auch die Verwaltung des Bistum, die von der Kirche der Miserikordia ausging und aus einer komplizierten Organisation bestand. Ihr voran stand der Bischof, dem das Kapitel beiseite stand, zusammengesetzt aus dem Dekan, einem Domprediger, Schatzmeister, Archidiakon, Chorherr, Schulmeister und 12 Domherren. Auch dazugehörig waren ein Hilfsgeistlicher, Helfer, Küster, 4 Kapläne, ein Unterschatzmeister, 4 Chorknaben, ein Dommeister (porteiro de maça), Prediger, Organist, Kapellmeister, Urkundsbeamter und Zahlungseintreiber (recebedor de fábrica). Mit ihren Werken, Waisenkindern, Kapellen, Hospitälern, Schwesternhäusern, Leprahäusern, Herbergen, Wohnheimen, Kirche, Krankenstationen und Apotheken funktionierte die Miserikordia ihrerseits wie eine Erweiterung der kirchlichen Organisation und vereinte, durch ihre Schwesterorganisationen, die gesamte Bevölkerung, die ausnahmslos als katholisch galt, Sklaven mit eingeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt, so kann man generell behaupten, war die Gesellschaft von Ribeira Grande paradoxerweise Sklaven dominiert (mit 5.700 Sklaven), städtisch, katholisch praktizierend … 1606 zählte man in Kap Verde nicht weniger als 54 kirchliche Seelsorger, davon befanden sich 45 im städtischen Bereich, in Ribeira Grande, Paria und S. Filipe. Die restlichen 9 arbeiteten in ländlichen Pfarrgemeinden.
Bei 1582 umfasste die Kirche bereits die wesentlichen Zentren des Archipels, mit zwei großen Pfarreien in Santiago (Ribeira Grande und N. Sra. Da Graça da Praia) und acht kleineren, den sogenannten „äußeren” (S. Nicolau Tolentino da Ribeira de S. Domingos, S. Tiago da Ribeira Seca, Santo Amaro do Tarrafal, S. João da Ribeira de Santo António, Santa Catarina do Mato, S. Miguel da Ribeira dos Flamengos, S. Jorge dos Órgãos und N. Sra. Da Luz de Alcatrazes), sowie zwei weiteren in Fogo (S. Filipe und S. Lourenço dos Picos). Jede einzelne hatte mindestens einen Pfarrer, der die Messe täglich feierte. Auch wird erwähnt, dass seit 1575 Santo Antão einen permanenten Vikar hatte, und dass es Kirchen in S. Nicolau, Boa Vista und Maio gab, deren jeweilige Gemeinde ab und zu von Seelsorgen besucht wurden, die Sakramente austeilten.
Im Juli 1604 kommt eine Mission von Jesuiten nach Ribeira Grande. Sie wird 1607 mit Nachschub versorgt und hat bis 1610 bereits eine Schule geöffnet, ein klarer Beweis ihrer erzieherischen Mission, die die Kirche überallhin begleitet hat. In Kap Verde findet diese ihren Ausdruck in der Entwicklung des Bildungswesens, welches sich schon früh in der kapverdischen Gesellschaft bemerkbar machte.
In Folge der Kongregation für die Evangelisierung der Völker durch den Hl. Stuhl in Rom, 1623, kamen zunehmend Missionare anderer Nationalitäten an, darunter vor allen Dingen Kapuziner und Franziskaner. Dadurch wurden leider die Jesuiten 1642 vom Archipel vertrieben. Bevor diese jedoch endgültig abreisten, gelang es ihnen noch, den von ihnen anfangs oft kritisierten Mangel an Vorbereitung des lokalen Klerus gründlich abzuschaffen. Ihre Arbeit war so erfolgreich, dass P. António Vieira 1652, als er auf der Durchreise nach Brasilien einige Zeit auf dem Archipel verweilte, die Kompetenz und Aktivitäten der örtlichen Geistlichkeit kommentierte: „hier gibt es Geistliche und Domherren, die sind so schwarz wie Pech, aber so ausgeglichen, maßgebend, gelehrt, solch talentierte Musiker, so diskret und gut erzogen, dass es ihresgleichen in unseren Kathedralen in Neid versetzen kann.“
Dieselben Jesuiten, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Inseln Santiago und Fogo bis hin zu den entlegensten Bevölkerungsgruppen im Landesinnern zum Katechismus bekehrt hatten, schrieben, “…die freien Schwarzen, Bewohner des Inselinneren, die allgemein Landarbeiter und recht fleißig sind, werden gewöhnlich „Vagabunden” genannt, eine Bezeichnung, die sie zweifelsohne nicht von den trägen Bürgern oder Dorfbewohnern der Meereshäfen verdienen (…) sanft ist ihr Charakter, gefällig ihre Bräuche, väterlich ihre Gastfreundschaft”.
Nach der Restauration in Portugal, und zur Regierungszeit von D. João IV., durchlebte die Diözese von Kap Verde eine schwere Zeit, die mit einer allgemeinen Desintegration der zivilen Ordnung auf dem Archipel zusammenfiel. Das Kapitel verwickelte sich in Verbindung mit weltlicher Macht in Intrigen, was in den Mord des Dekans Vigário Geral Manuel Dinis Ribeiro gipfelte. Seit 1676 sind die Bischöfe, die nach Ribeira Grande gesandt werden, Franziskaner, deren religiöse Vorgehensweise mit der Gemeinschaft von Franziskanerpriestern harmoniert, die die Pfarreien leiten. Besonders erwähnt sei hier Victorino Portuense, der den Bau der Katherdrale und des Bischofpalastes, den er anschließend bezog, vollendete. Er errichte ebenfalls eine Reihe von Kirchen (Santiago Maior, S. Lourenço dos Picos, Santa Catarina do Mato und S. Salvador do Mundo), wobei er immer noch Zeit fand, Guinea einen dreijährigen Besuch abzustatten (1694/1697). Sein Nachfolger Francisco de Santo Agostinho (1709/1719) musste gezwungendermaßen in Trindade leben, um angesichts der religiösen und kirchlichen Gewalten in der Hauptstadt ein Minimum von Unabängigkeit der bischöflichen Macht zu wahren. Seine war eine Epoche von Tumulten, Revolten und Plünderungen, die zur Bildung von privaten Milizen und Rivalen führte.
1754 begann jedoch ein neuer Abschnitt mit Pedro Jacinto Valente vom Christusorden. Damals herrschte in Ribeira Grande der berühmte und allmächtige Generalkapitän António Barros Bezerra de Oliveira. Kaum war Valente bei Santiago gelandet, so wurde er von den Übergriffen des Despoten informierte und segelte sofort ab zu den Inseln, angeblich um diesen einen geistlichen Besuch abzustatten. Schließlich verlegte er das Quartier der Diözese nach Ribeira Grande auf Santo Antão. Seine Nachfolger zogen jedoch S. Nicolau vor, wohin es schließlich unter José Luís Alves Feijó hinverlegt wurde. 1866 verwirklichte sich endlich der Traum aller Bischöfe von Kap Verde, als ein Seminar eröffnet wurde, in dem der klerikale Nachwuchs des Landes angemessen unterrichtet werden konnte. Diese Institution, als auch ihr Nachfolger in Ponta Temerosa in Praia, 1957, haben einen besonderen Beitrag zur Formierung von hochgebildeten Elitegruppen sowohl in der kapverdischen Gesellschaft, als auch für die Weihe von Vertretern der Kirche geleistet.
Bereits im 20. Jahrhundert (1941) kamen Priester des Heiligen Geistes nach Santiago und Maio (Portugiesen, Schweitzer, und später auch Kapverder), eine recht mächtige, religiöse Kongregation französischen Ursprungs, deren Mitglied Bischof Faustino Moreira dos Santos (1941/1955) ihr bereits vorangegangen war. Neben den Kapuzinern, die auf den anderen Inseln tätig waren, und einer Gruppe von Priestern von Goa (darunter der Bischof – José Colaço, 1956/75), entwickelten diese eine religiöse Arbeitsweise, die die Modernisierung der katholischen Kirche reflektierte, so wie sie bereits im II. Vatikanischen Konzil (60er Jahre) vorbereitet worden war. Diese Innovationen motivierten jedoch u. a. die Bildung einer Faktion, der rabelados (im Gebiet von Calheta und Tarrafal), die schockiert waren über die Neuerungen der Rituale und die Einführung von Praktiken, die dem Verständnis der Gläubigen entgegen kommen sollten.
Die Kirche entwickelte eine intensive geistliche Betreuungsarbeit, die von einem großen Anteil der Bevölkerung unterstützt wurde, die begierig waren, zu den authentischen Praktiken der Religion zurückzukehren, die seit Jahrhunderten Bestandteil ihrer Kultur waren. Gleichzeitig öffnete sie ein weiteres Seminar, diesmal in Ponta Temerosa (1957). In Zusammenarbeit mit aufeinander folgenden Regierungen, die in einer allgemeinen Bildungserweiterung des Volkes investierten, entwickelte die Kirche ein grundlegendes Schulbildungsprogramm (für Kinder und für Erwachsene), vor allem in den Jahren, in denen der Leiter der Kongregation in Kap Verde José Maria de Sousa war (1963/1974).
Es war diese Gemeinschaft der Priester des Hl. Geistes, die den ersten kapverdischen Bischof stellten, Paulino Évora (1975/2009). Ein anderer Kapverder, Arlindo Furtado, leitete in 2003 die zweite Diözese des Landes, die in Mindelo eingerichtet wurde, so dass nun das Land zwischen den Diözesen Sotavento und Barlavento aufgeteilt ist. Als D. Paulino Évora 2009 zurücktrat, übernahm D. Arlindo Furtado die Diözese von Praia, dies zu einem Zeitpunkt, an dem ein großer Teil der Priester von Kap Verde aus dem Seminar von S. José hervorgegangene Landesleute sind. Diese Einrichtung hat, ähnlich wie es auf S. Nicolau des 19. Jahrhunderts geschah, eine beachtliche Anzahl von Bürgern hervorgebracht, die nun zur Elite der Gesellschaft gehören.
Im 15. Jahrhundert hatte die portugiesische Regierung neben ihren wirtschaftlichen und imperialistischen Interessen vor allem eine religiöse Mission, die ihr der Papst, der damals einen starken Einfluss auf die weltlichen Mächte und die christliche Welt ausübte, aufgetragen hatte. Nikolaus V. hatte 1455 und Calisto III. 1456 dem König D. Afonso V. von Portugal zugestanden, Besitz von den neu entdeckten Gebieten Afrikas zu ergreifen. Sie übertrugen den Portugiesen das regionale Handelsmonopol und trugen Infant D. Henrique, Großmeister des Christusordens, in einer Liste von Maßnahmen, bekannt als padroado régio português („Padroado der portugiesischen Herrschaft”), auf, den Gläubigen auf Schiff und Land beizustehen und bei der Bekehrung von Ungläubigen zu helfen, Klöster und andere Orte der Verehrung zu bauen, und den Vormarsch der Muslime in den Überseegebieten zu bremsen.
Die ist der Zusammenhang, in dem 1466 die zwei Kapuzinermönche Bruder Rogério und Bruder Jaime, nachdem sie in Ribeira Grande an Land gegangen waren, bereits eine errichtete Kirche vorfanden, was annehmen lässt, dass Kleriker des Christusordens schon mit der Gründung der Gemeinde Ribeira Grande 1462 angekommen waren. 1473 schickte dann der Vikar von Tomar den Dominikanerbruder Tomás zur Pfarrei von Alcatrazes.
In den folgenden 60 Jahren begleitete die Kirche die Niederlassung der Bevölkerung von Santiago und Fogo und baute Bettempel. 1514 wurde Kap Verde der Diözese von Funchal zugeteilt, als diese von D. Manuel I. geschaffen wurde. Im Jahre 1533 erlangt Ribeira Grande den Status einer Stadt, und eine eigene Diözese mit Namen Santiago wurde geschaffen, deren ersternannter Bischof D. Brás Neto wurde. Seine Gerichtsbarkeit umfasste auch die Bevölkerung von Guinea, und erstreckte sich vom Fluss Gambia bis zum Cabo das Palmas (an der heutigen Elfenbeinküste). Unter Francisco da Cruz (1551 bis 1574), des dritten Bischofs von Santiago, erlebte die Diözese ihren Höhepunkt an Vitalität. Diese Zeit war durch intensive religiöse Aktivitäten gekennzeichnet, von denen der Bau unendlich vieler, bereits erwähnter religiöser Stätten zeugte, unter denen besondere Erwähnung die Kathedrale (deren Fertigstellung leider über anderthalb Jahrhunderte dauerte), die Kirche und das Haus der Miserikordia, sowie der bischöfliche Palast verdienen. Ab 1570 wurde die Vergabe kirchlicher Ämter lokal und mittels Kandidatur durchgeführt, was zur progressiven Besetzung von Stellen durch den lokalen Klerus führte.
Ribeira Grande war nicht nur die Hauptkirchengemeinde von Kap Verde, sondern beherbergte auch die Verwaltung des Bistum, die von der Kirche der Miserikordia ausging und aus einer komplizierten Organisation bestand. Ihr voran stand der Bischof, dem das Kapitel beiseite stand, zusammengesetzt aus dem Dekan, einem Domprediger, Schatzmeister, Archidiakon, Chorherr, Schulmeister und 12 Domherren. Auch dazugehörig waren ein Hilfsgeistlicher, Helfer, Küster, 4 Kapläne, ein Unterschatzmeister, 4 Chorknaben, ein Dommeister (porteiro de maça), Prediger, Organist, Kapellmeister, Urkundsbeamter und Zahlungseintreiber (recebedor de fábrica). Mit ihren Werken, Waisenkindern, Kapellen, Hospitälern, Schwesternhäusern, Leprahäusern, Herbergen, Wohnheimen, Kirche, Krankenstationen und Apotheken funktionierte die Miserikordia ihrerseits wie eine Erweiterung der kirchlichen Organisation und vereinte, durch ihre Schwesterorganisationen, die gesamte Bevölkerung, die ausnahmslos als katholisch galt, Sklaven mit eingeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt, so kann man generell behaupten, war die Gesellschaft von Ribeira Grande paradoxerweise Sklaven dominiert (mit 5.700 Sklaven), städtisch, katholisch praktizierend … 1606 zählte man in Kap Verde nicht weniger als 54 kirchliche Seelsorger, davon befanden sich 45 im städtischen Bereich, in Ribeira Grande, Paria und S. Filipe. Die restlichen 9 arbeiteten in ländlichen Pfarrgemeinden.
Bei 1582 umfasste die Kirche bereits die wesentlichen Zentren des Archipels, mit zwei großen Pfarreien in Santiago (Ribeira Grande und N. Sra. Da Graça da Praia) und acht kleineren, den sogenannten „äußeren” (S. Nicolau Tolentino da Ribeira de S. Domingos, S. Tiago da Ribeira Seca, Santo Amaro do Tarrafal, S. João da Ribeira de Santo António, Santa Catarina do Mato, S. Miguel da Ribeira dos Flamengos, S. Jorge dos Órgãos und N. Sra. Da Luz de Alcatrazes), sowie zwei weiteren in Fogo (S. Filipe und S. Lourenço dos Picos). Jede einzelne hatte mindestens einen Pfarrer, der die Messe täglich feierte. Auch wird erwähnt, dass seit 1575 Santo Antão einen permanenten Vikar hatte, und dass es Kirchen in S. Nicolau, Boa Vista und Maio gab, deren jeweilige Gemeinde ab und zu von Seelsorgen besucht wurden, die Sakramente austeilten.
Im Juli 1604 kommt eine Mission von Jesuiten nach Ribeira Grande. Sie wird 1607 mit Nachschub versorgt und hat bis 1610 bereits eine Schule geöffnet, ein klarer Beweis ihrer erzieherischen Mission, die die Kirche überallhin begleitet hat. In Kap Verde findet diese ihren Ausdruck in der Entwicklung des Bildungswesens, welches sich schon früh in der kapverdischen Gesellschaft bemerkbar machte.
In Folge der Kongregation für die Evangelisierung der Völker durch den Hl. Stuhl in Rom, 1623, kamen zunehmend Missionare anderer Nationalitäten an, darunter vor allen Dingen Kapuziner und Franziskaner. Dadurch wurden leider die Jesuiten 1642 vom Archipel vertrieben. Bevor diese jedoch endgültig abreisten, gelang es ihnen noch, den von ihnen anfangs oft kritisierten Mangel an Vorbereitung des lokalen Klerus gründlich abzuschaffen. Ihre Arbeit war so erfolgreich, dass P. António Vieira 1652, als er auf der Durchreise nach Brasilien einige Zeit auf dem Archipel verweilte, die Kompetenz und Aktivitäten der örtlichen Geistlichkeit kommentierte: „hier gibt es Geistliche und Domherren, die sind so schwarz wie Pech, aber so ausgeglichen, maßgebend, gelehrt, solch talentierte Musiker, so diskret und gut erzogen, dass es ihresgleichen in unseren Kathedralen in Neid versetzen kann.“
Dieselben Jesuiten, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Inseln Santiago und Fogo bis hin zu den entlegensten Bevölkerungsgruppen im Landesinnern zum Katechismus bekehrt hatten, schrieben, “…die freien Schwarzen, Bewohner des Inselinneren, die allgemein Landarbeiter und recht fleißig sind, werden gewöhnlich „Vagabunden” genannt, eine Bezeichnung, die sie zweifelsohne nicht von den trägen Bürgern oder Dorfbewohnern der Meereshäfen verdienen (…) sanft ist ihr Charakter, gefällig ihre Bräuche, väterlich ihre Gastfreundschaft”.
Nach der Restauration in Portugal, und zur Regierungszeit von D. João IV., durchlebte die Diözese von Kap Verde eine schwere Zeit, die mit einer allgemeinen Desintegration der zivilen Ordnung auf dem Archipel zusammenfiel. Das Kapitel verwickelte sich in Verbindung mit weltlicher Macht in Intrigen, was in den Mord des Dekans Vigário Geral Manuel Dinis Ribeiro gipfelte. Seit 1676 sind die Bischöfe, die nach Ribeira Grande gesandt werden, Franziskaner, deren religiöse Vorgehensweise mit der Gemeinschaft von Franziskanerpriestern harmoniert, die die Pfarreien leiten. Besonders erwähnt sei hier Victorino Portuense, der den Bau der Katherdrale und des Bischofpalastes, den er anschließend bezog, vollendete. Er errichte ebenfalls eine Reihe von Kirchen (Santiago Maior, S. Lourenço dos Picos, Santa Catarina do Mato und S. Salvador do Mundo), wobei er immer noch Zeit fand, Guinea einen dreijährigen Besuch abzustatten (1694/1697). Sein Nachfolger Francisco de Santo Agostinho (1709/1719) musste gezwungendermaßen in Trindade leben, um angesichts der religiösen und kirchlichen Gewalten in der Hauptstadt ein Minimum von Unabängigkeit der bischöflichen Macht zu wahren. Seine war eine Epoche von Tumulten, Revolten und Plünderungen, die zur Bildung von privaten Milizen und Rivalen führte.
1754 begann jedoch ein neuer Abschnitt mit Pedro Jacinto Valente vom Christusorden. Damals herrschte in Ribeira Grande der berühmte und allmächtige Generalkapitän António Barros Bezerra de Oliveira. Kaum war Valente bei Santiago gelandet, so wurde er von den Übergriffen des Despoten informierte und segelte sofort ab zu den Inseln, angeblich um diesen einen geistlichen Besuch abzustatten. Schließlich verlegte er das Quartier der Diözese nach Ribeira Grande auf Santo Antão. Seine Nachfolger zogen jedoch S. Nicolau vor, wohin es schließlich unter José Luís Alves Feijó hinverlegt wurde. 1866 verwirklichte sich endlich der Traum aller Bischöfe von Kap Verde, als ein Seminar eröffnet wurde, in dem der klerikale Nachwuchs des Landes angemessen unterrichtet werden konnte. Diese Institution, als auch ihr Nachfolger in Ponta Temerosa in Praia, 1957, haben einen besonderen Beitrag zur Formierung von hochgebildeten Elitegruppen sowohl in der kapverdischen Gesellschaft, als auch für die Weihe von Vertretern der Kirche geleistet.
Bereits im 20. Jahrhundert (1941) kamen Priester des Heiligen Geistes nach Santiago und Maio (Portugiesen, Schweitzer, und später auch Kapverder), eine recht mächtige, religiöse Kongregation französischen Ursprungs, deren Mitglied Bischof Faustino Moreira dos Santos (1941/1955) ihr bereits vorangegangen war. Neben den Kapuzinern, die auf den anderen Inseln tätig waren, und einer Gruppe von Priestern von Goa (darunter der Bischof – José Colaço, 1956/75), entwickelten diese eine religiöse Arbeitsweise, die die Modernisierung der katholischen Kirche reflektierte, so wie sie bereits im II. Vatikanischen Konzil (60er Jahre) vorbereitet worden war. Diese Innovationen motivierten jedoch u. a. die Bildung einer Faktion, der rabelados (im Gebiet von Calheta und Tarrafal), die schockiert waren über die Neuerungen der Rituale und die Einführung von Praktiken, die dem Verständnis der Gläubigen entgegen kommen sollten.
Die Kirche entwickelte eine intensive geistliche Betreuungsarbeit, die von einem großen Anteil der Bevölkerung unterstützt wurde, die begierig waren, zu den authentischen Praktiken der Religion zurückzukehren, die seit Jahrhunderten Bestandteil ihrer Kultur waren. Gleichzeitig öffnete sie ein weiteres Seminar, diesmal in Ponta Temerosa (1957). In Zusammenarbeit mit aufeinander folgenden Regierungen, die in einer allgemeinen Bildungserweiterung des Volkes investierten, entwickelte die Kirche ein grundlegendes Schulbildungsprogramm (für Kinder und für Erwachsene), vor allem in den Jahren, in denen der Leiter der Kongregation in Kap Verde José Maria de Sousa war (1963/1974).
Es war diese Gemeinschaft der Priester des Hl. Geistes, die den ersten kapverdischen Bischof stellten, Paulino Évora (1975/2009). Ein anderer Kapverder, Arlindo Furtado, leitete in 2003 die zweite Diözese des Landes, die in Mindelo eingerichtet wurde, so dass nun das Land zwischen den Diözesen Sotavento und Barlavento aufgeteilt ist. Als D. Paulino Évora 2009 zurücktrat, übernahm D. Arlindo Furtado die Diözese von Praia, dies zu einem Zeitpunkt, an dem ein großer Teil der Priester von Kap Verde aus dem Seminar von S. José hervorgegangene Landesleute sind. Diese Einrichtung hat, ähnlich wie es auf S. Nicolau des 19. Jahrhunderts geschah, eine beachtliche Anzahl von Bürgern hervorgebracht, die nun zur Elite der Gesellschaft gehören.
Armando Ferreira